Ich begegnete ihr 2005. Sie war Grundschullehrerin und die einzige Frau im Dorf, die Französisch sprechen konnte. Ihre Tochter lebt in Nzérékoré (Regenwaldgebiet von Guinea) und hat ihren eigenen Stoffladen. Ein Sohn arbeitet in den Goldminen von Siguiri, und ihr jüngster Sohn hat vor einigen Jahren seinen Abschluss in Wirtschaftskunde gemacht und arbeitet in Conakry.
Dann ging sie um 7:45 Uhr zur Schule, um beim Fahnenappell die guineische Flagge zu hissen. Anschließend begann der Unterricht.
In der Pause, um 10:00 Uhr, kam sie zurück, um nach ihrer Mutter zu schauen. In der Mittagspause (12:00–15:00 Uhr) bereitete sie das Essen für sich, ihren Adoptivsohn und ihre Mutter zu. Um 15:00 Uhr ging sie wieder zur Schule und unterrichtete bis 17:00 Uhr. Während der trockenen Saison ging sie danach wieder zu ihrem Garten, um das Gemüse zu gießen. Anschließend musste sie noch Abendessen kochen und ihre Mutter und Kinder versorgen. Schließlich half sie ihrem Sohn Ibrahim noch bei den Hausaufgaben und bereitete den Unterricht für den nächsten Tag vor. Um 22:00 Uhr ging sie zu Bett.
Sie gründete danach eine Frauenkooperative für Landbau, der 64 Frauen angehören. Gemeinsam züchten sie auf über 1500 m2 Gemüse. Mit dem Gemüseverkauf auf dem Samstagsmarkt können die Frauen ihr Leben besser absichern.
Neben der Gemüsezucht gehört auch die ständige Pflege und Reparatur des Zauns zu ihren Aufgaben, denn die freilaufenden Tiere (Rinder, Ziegen und Schafe) würden sonst die Ernte verwüsten.
Frau Doumbouya ist selbst Mitglied der Kooperative und hat ihre eigene Parzelle, mit der sie ihren Lebensunterhalt aufbessert.
Die Regierung hat 2010 eine Aufklärungskamapgne gegen Genitalverstümmelung von Mädchen und Frauen durchgeführt. Seitdem versucht Frau Doumbouya, die Dorfbevölkerung über die Gefahren der Beschneidung aufzuklären. Bei der Initiierung unserer zweiten Frauenkooperative im Jahr 2014 hat sie die drei Beschneiderinnen des Dorfes miteinbezogen, sodass diese auf den Verdienst aus der Beschneidungstätigkeit nicht mehr angewiesen sind.
Die Armut führt dazu, dass sich nachts einige Diebe an dem Gemüse zu schaffen machen. Zur Abschreckung nutzen die Frauen einige Tipps und Tricks, zum Beispiel legen sie leere Medizinifläschchen aus, sodass der Dieb fürchtet, es werde ein schlechter Zauber auf ihn übertragen.
Frau Doumbouya kümmert sich unterdessen um ihre alleinerziehende 18-jährige Nichte und deren Kind, sodass sie ihre mittlere Reife in Kankan nachholen kann.
Mit Unterstützung ihrer vier Kinder wurde für sie ein neues Haus gebaut. Es liegt zwischen der Parzelle vom Gemüseanbau und unserer Realschule, wo sie ehrenamtlich als Bibliothekarin tätig ist. Das Haus ist ihr größter Stolz, der lebendige Beweis, dass ihre Kinder für sie sorgen und sie auch finanziell unterstützen können.
Bei der Delegation 2014 organisierte sie gleich einen Termin mit der neugegründeten Frauenkooperative. Sie vermittelte uns auf französisch alle Startschwierigkeiten der Kooperative und dass eine elektrische Mühle ohne ein schützendes Mühlenhaus keinen Sinn machte. 2017 war sie wieder als Übersetzerin dabei, um uns die erfolgreichen zwei Jahre der Mühlenkooperative zu beschreiben.